Traumanlage
Wer jetzt eine Materialschlacht der Superlative erwartet, muss nicht weiterlesen. Mit dem Thema "Traumanlage" wollen wir nicht von exorbitant teurem Prunk-Highend schwärmen, was für die allermeisten eh ein unbezahlbarer Traum bleibt. Nein, wir wollen Anlagen vorstellen, welche die Faszination "traumhafter Musikalität" für jedermann erschwinglich machen.
04.03.2024
Dass es hierfür gewisse Mindestanforderungen und seriöse Komponenten benötigt, ist wohl klar. Aber es gibt auch für kleines Geld durchaus hochwertige Produkte, die klanglich echt top sind. Es ist dann vor allem die Frage, wo man am ehesten einen Kompromiss machen darf und wo eben nicht. Wenn man nach guter alter Manier an die Sache herangehen will, fällt die Wahl wohl auf einen Regallautsprecher und einen guten Stereo-Verstärker. Erst kürzlich haben wir eine sensationell klingende Anlage für kühle Rechner im Magazin vorgestellt. Die Kombination vom NAD C316 Verstärker mit den PSB Alpha Lautsprechern ist in dieser Preisklasse der Wahnsinn. Zusammen mit einem Streamer kamen wir auf einen System-Preis von knapp über 1000 CHF und hatten eine traumhaft gut klingende Musik-Anlage.
High-end für kühle Rechner
In einer Zeit, voll von Streaming-Verstärkern, Designer-Böxchen, Soundbars und Bluetooth-Speakern sollte man sich wieder mal in Ruhe hinsetzen und sich zu Ohren führen, wie gut eine HiFi-Anlage alter Schule auch heute noch klingen kann. Überraschend...
Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass der Lautsprecher bezüglich der klanglichen Eigenschaften das ausschlaggebende Element der Anlage ist. Die PSB Alpha sind weit teureren Konkurrenz-Boxen keineswegs unterlegen, im Gegenteil. Längst ist der Chefentwickler Paul Barton bekannt für seine besonders musikalischen Lautsprecher und schon seine Kleinsten orientieren sich klanglich an den ganz Grossen, was die Alpha T20 Standboxen bestens unter Beweis stellen. Wie die meisten Lautsprecher sind die PSB sogenannte Bass-Reflex-Boxen und setzen eine gewisse Sorgfalt bei der Platzierung voraus. Bei der recht kompakten T20 Standbox genügt ein vertretbarer Abstand von gut 30 cm zur Rückwand. Zusammen mit dem C316 Verstärker erhält man eine sehr musikalische Kombination zu einem Hammerpreis um die 1400 CHF - eine Traumanlage für kühle Rechner.
Wer seine Lautsprecher gerne nahe vor eine Wand oder in eine Ecke stellen will oder muss, sollte sich eher kleinere Boxen oder solche zutun, die kein Bass-Reflex haben. SwissHD hat ausschliesslich Lautsprecher im Sortiment, die explizit auf Bass-Reflex verzichten und ganz bewusst geschlossene Lautsprecher nach dem Prinzip von Acoustic-Suspension anbietet. Das ermöglicht eine wesentlich bessere Präzision im Tieftonbereich und zugleich eine deutlich geringere akustische Ankopplung des Wohnraums und der damit verbundenen Dröhn-Effekte. Somit ist eine Platzierung direkt vor der Wand kein Problem und sogar in eine Ecke gestellt zeigen sich die SwissHD Lautsprecher sehr unkritisch.
Unsere Wahl fällt auf ein Paar Solo 5, das zweitkleinste Standlautsprecher-Modell vom Schweizer Hersteller mit dem passenden Namen SwissHD. Zu einem Paarpreis von knapp unter 3000 CHF zwar ein rechtes Stück von den PSB Alpha weg, aber klanglich auf einem ganz anderen Niveau. Immer noch am NAD C316 Verstärker brillieren die Solo 5 mit einer ungemeinen Dynamik, faszinieren mit einer sehr räumlichen Abbildung und durch ultra-präzise Bässe. Die Solo 5 ist der kleinste Standlautsprecher mit der akustischen Crossover-Technik, was einen dynamisch homogenen Übergang vom Bass/Mitten- zum Hochtöner ohne die bei passiven Filter typischen Einbussen garantiert. Die Solo 5 überzeugt durch ihren nahtlosen Übergang mit einer räumlich exzellenten Abbildungsqualität bei Stimmen. Diese stehen absolut unverrückbar an Ort und Stelle und wirken wie aus einem Guss. Akustische Instrumente aller Art spielen mit sehr natürlichen Klangfarben und mit hervorragender Nuancierung. Die Kombination der Solo 5 mit dem C316 ist ungemein audiophil, dank der geschlossenen Bauweise nicht nur unkritisch beim Aufstellen, sondern auch beeindruckend kraftvoll auch bei tiefsten Frequenzen. Egal für welche Musikstilrichtung auch immer, das ist für 3500 CHF die Traumanlage für audiophile Gourmets.
Mit ihren voll bipolaren Klangsäulen bestreitet ROWEN seit langem einen zugleich eigenwilligen, aber auch sehr interessanten Weg. Interessant vorallem deshalb, dass man bei ROWEN konsequent eine breite Palette an rund-strahlenden Lautsprechern bereits ab gut 3800 CHF pro Paar erhält, wogegen diese Technik bei anderen Herstellern erst im sehr hochpreisigen Segment angeboten wird. Zusammen mit der typisch bei ROWEN geschlossenen Bauweise und dem Rundstahl-Verhalten sind die Symphony Modelle äusserst unkritisch im Wohnraum zu platzieren. Auch extrem wandnah scheint diese Technik problemlos zu funktionieren. ROWEN selbst empfiehlt eine Distanz von gerade mal 25 cm zur Rückwand.
Neben den kleineren Modellen fällt unsere Wahl auf die gut 1m hohe Symphony 8. Die Bestückung der S8 ist eigentlich dieselbe wie bei der Solo 5, aber doppelt verbaut. Also haben wir je einen 20 cm Tieftöner und ein 18 mm Hochtonsystem nach vorne und nochmals nach hinten zur Rückwand abstrahlend. Diese voll-bipolare Abstrahlung ermöglicht ein homogenes Frequenzspektrum von direktem und indirektem Schall, womit keinerlei Kompensationen auf dem hörtechnisch wichtigen Direktschall gemacht werden müssen. Die Symphony 8 spielt ungemein offen und fasziniert mit einer exzellenten Auflösung bei hohen Tönen, wirkt aber immer sehr ausgeglichen und warm. Dank dieser speziell verfärbungsfreien Auslegung legt die Symphony 8 gegenüber der schon sehr räumlich klingenden Solo 5 was dreidimensionale Wiedergabe angeht noch mal einen ganze Schippe drauf. Hier hat man sofort das Gefühl, als erstrecke sich die Wiedergabe weit über die Raumgrenzen hinweg, sowohl in der Breite als auch in der Tiefe. Dabei verliert die Platzierung der Instrumente oder einzelner Stimmen nichts an Definition, im Gegenteil. Die Symphony 8 begeistert durch eine räumlich plastische Wiedergabequalität, die Konzert-Feeling vermittelt und für Gänsehaut sorgt.
Die Kombination von der Symphony 8 mit dem C316 ist der Wahnsinn, sehr audiophil und genügend impulsstark. Obschon der C316 gerade mal 40 Watt Leistung auf dem Datenblatt ausweist, kann man damit die Symphony 8 sehr laut betreiben und auch Kontrabässe und Drum-Sessions mit beeindruckender Kontrolle und Tiefe in den Wohnraum zaubern. auch wenn diese Kombination von 6400 CHF Lautsprecher und 500 CHF Verstärker beeindruckt und wirklich hervorragend harmoniert, stellt sich die Frage, ob da noch etwas mehr ginge. Der Griff zu einem leistungsstärkeren NAD ist ein überlegenswerter Ansatz und würde der Symphony 8 mit mehr Dynamik auf alle Fälle gut tun und auf Augenhöhe aufschliessen. Der neue NAD C389 wäre ein hervorragender Spielpartner, doch der noch audiophilere C399 wäre unsere Empfehlung und mit knapp über 2000 CHF auch eine vernünftige Wahl. Somit haben wir für gut 8500 CHF eine Traumanlage mit Gänsehaut-Garantie.
