Nonplusultra
Die Langspielplatte ist kaum mehr wegzudenken und die drehenden Vinyl-Scheiben haben seit den guten HiFi Zeiten weder an Reiz noch an Glanz etwas verloren. Klanglich begeistert die rein analoge Wiedergabe sowieso Musik-Gourmets ganz generell, aber auch bei Audiophilen ist die LP seit jeher der Inbegriff für natürliche Musik-Reproduktion. Die jüngst wachsende Reputation für Plattendreher mag womöglich aus einem gewissen Kultstatus wiederbelebt worden sein, rein klanglich lagen Plattenspieler aber immer ganz vorne.
09.06.2023
Es gibt in allen Preisklassen ganz gute Lösungen, mehr dazu lesen Sie in unserem Beitrag "Schallplatte im Höhenflug". In diesem Bericht widmen wir uns aber ganz dem ROWEN TT1 MK2. Die Neuauflage des TT1 verspricht das Nonplusultra für besonders audiophile Ansprüche, sofern die Preis/Leistung überhaupt ein Thema ist. Mit gerade 2000 CHF bewegt man sich beim TT1 MK2 in einem preislichen Mittelfeld. Kommerziell gesehen ist das für den Hersteller eigentlich suboptimal, da meist eher um die 1000 CHF oder wenn schon, gerne über 3000 für ein besonders edles Teil voller Glamour investiert wird.
Die goldene Mitte will ROWEN wie mit all seinen Produkten auch beim Plattenspieler garantieren. Prestige und Showeffekte passen schlicht und einfach nicht zur Philosophie des Hauses. Für den eigenen Plattenspieler wandte sich ROWEN nach etlichen Abklärungen an Clearaudio, wo der TT1 auch produziert wird. Die Manufaktur mit Sitz im deutschen Erlangen hat auch die nötige Kompetenz und zählt zu den besten Plattenspieler-Herstellern weltweit.
Entscheidend für den Klang ist ein perfektes Zusammenspiel der einzelnen Komponenten: Tonarm, Teller, Motor und Zarge müssen in absolutem Einklang zueinander stehen, wenn das gehörte Resultat unter die Haut gehen soll. Deshalb wurde für den ROWEN TT1 MK2 sehr darauf geachtet, wo genau Geld investiert wurde.
Vorab war für ROWEN klar, es muss ein POM-Teller sein. POM steht für Polyoxymethylene, ein teilkristalliner Thermoplast mit einer hohen mechanischen Festigkeit. Dieses Material weist eine hohe innere Dämpfung auf und ist daher besonders gut geeignet als Teller. Auch wollte man zwingend einen Flachriemen-Antrieb für den eigenen Plattenspieler. Eine Entscheidung, die basierend auf vielen Erfahrungswerten gefällt wurde. Als Plattentellerauflage kommt beim TT1 selbstverständlich die SilentMAT von ROWEN zum Einsatz, die es übrigens auch als Accessoire zu kaufen gibt.
Aus klanglichen Gründen entschied man sich bei der Zarge für eine Sandwich-Konstruktion aus MDF. Trotzdem macht der TT1 optisch einen sehr hochwertigen Eindruck. Das leicht schimmernde Silber verleiht dem Spieler einen edlen Touch und erinnert an ein massives Stück Aluminium. Als Krönung für den TT1 MK2 wurde zum Satisfy Carbon Tonarm von Clearaudio gegriffen. Dieser Tonarm ist klanglich eine Wucht und sieht nicht nur hochwertig aus: Saphirlager aus der Schweizer Uhren-Handwerkskunst halten den Arm höchst präzise und das magnetische Anti-Skating garantiert reinste Musik ohne mechanische Störeinflüsse. Die Signale von der Tonzelle werden auf der Rückseite über goldene RCA-Buchsen ausgeführt, womit allen Tuning-Freunden eine willkommene Flexibilität bezüglich der Verkabelung geboten wird.
Der DC-Motor kann, falls nötig, nachjustiert werden und auf dem Spieler selbst ermöglicht ein Drehschalter die praktische Wahl der drei Geschwindigkeiten (33.3 / 45 / 78). Das ist durchaus praktisch, gerade wenn man gerne mal auch audiophile Pressungen mit 45 Touren abspielen möchte. Eine optional erhältliche Plexiglashaube und eine wunderschöne Staubschutzscheibe, ebenfalls aus Plexiglas gefertigt mit einem edlen Griff aus Aluminium, runden den ROWEN TT1 MK2 perfekt ab.
Für den Hörtest greifen wir natürlich zu den Phono-Stages von ROWEN und zu zwei Tonzellen von Goldring. Als erstes Setup montieren wir den MM-Tonabnehmer G1042 von Goldring und schliessen den Spieler an das brandneue Phonostage von ROWEN mit dem simplen Namen "Phono". Beim ersten Ton schon verzaubert diese Kombination durch eine ungemein offene Spielart. Im Hochtonbereich sehr gelöst und detailreich, bleibt immer seidig fein und klar zugleich. Im Grundtonbereich schön strukturiert und kraftvoll, getragen von wohltuender Wärme. Im Bassbereich präsent und trotzdem definiert. Diese Kombination ist wahrlich ein Traum und für den Preis mehr als beeindruckend.
Als "Next Step" greifen wir zum MC-Tonabnehmer Etile und zum getunten "Phono SE". Hier klingt das Ganze noch einen Hauch verbindlicher. Einzelne Stimmen nehmen einen noch etwas präziseren Platz in der sehr dreidimensionalen Raumabbildung ein, klingen wie aus einem Guss. Ganz obenrum hat diese Kombination einen noch natürlicheren Glanz, spielt mit ungemein hoher Subtilität. Das grenzt an eine Klasse, die normalerweise um ein x-faches teurer zu Buche schlagen würde. Die Kombination von Goldring-Tonabnehmern und ROWEN Phono-Stages garantiert ein exzellentes Preis- / Leistung-Verhältnis und macht wunschlos glücklich.
Der ROWEN TT1 ist tatsächlich ein Plattenspieler, bei dem ganz offensichtlich die klanglichen Eigenschaften im Vordergrund standen. Das hört man vom ersten Ton an und hier wird jeder investierte Franken mit einem Maximum an klanglichen Gegenwert belohnt. Dass der TT1 MK2 ausserdem gerade in seinem edlen Silber-Look einen wunderschönen Kompromiss zwischen Moderne und der guten, alten analogen Welt zieht, macht ihn äusserst attraktiv.
Der Puristische
Schon die Überschrift in der AUDIO SWISS 11/2022 ist vielversprechend, gerade wenn es sich um ein Phono-Stage handelt. Das überzeugende Fazit von Lothar Brandt: "Der Rowen SE dürfte die meisten MM-Fans in höhere Klangsphären heben, für mich die...