Absolute Spitze
Die A20 definiert die Speerspitze der ROWEN Klangsäulen und soll aufzeigen, zu was die voll-bipolar abstrahlenden Lautsprecher des Schweizer Traditionsunternehmens fähig sind. Anton Aebischer baut seine Lautsprecher seit der Lancierung der Reference 1&1 vor über 35 Jahren nach diesem eigenwilligen Prinzip und ROWEN bietet heute eine breite Auswahl dieser Klangsäulen zwischen 3'500 CHF bis 27'000 CHF pro Paar.
03.05.2023
A steht für absolut. Im Unterschied zu den einfacheren Symphony-Varianten spielen konsequenterweise bei den vier Absolute Modellen auf beiden Seiten je ein LMT "Linear Motion Transformer", also auch auf der zur Wand hin abstrahlenden Seite. Das ist aber nur eines von mehreren "Tunings", die den Absolute Modellen den letzten Schliff verleihen. Da wären die speziell mit Naturkautschuk belegten Schallwände (vorne und hinten) zu erwähnen, was die Lautsprechergehäuse beinahe schalltot macht. So werden störende Gehäuse-Reflektionen im Keim erstickt und der Ton ausschliesslich von den Treibern bestimmt. Oder auch die konsequent verlötete Innenverdrahtung mit Solid Core, einem hochreinen Kupferdraht, ist ein hörbarer Gewinn. Dass keinerlei passive Filterkomponenten im Lautsprecher anzutreffen sind, ist ebenso eine Besonderheit der Absolute-Modelle. Diese wären dann, wenn schon, extern anzutreffen oder besser noch, die Absolute-Modelle werden voll aktiv betrieben.
Hoch hinaus erstrecken sich diese eleganten Säulen und wirken optisch im Raum, als gehörten sie zur Gebäudearchitektur. 192 cm an der Zahl misst eine A20 in der Höhe und mit 26 cm Breite stehen die eleganten Klangsäulen mit filigraner Statur im Wohnraum. Eine massive Aluminiumplatte dient dem guten Stand und verleiht zusammen mit der oberen Abschlussplatte, ebenfalls aus 15 mm Aluminium gefräst, für optische Raffinesse. Drei Farben für die Stoffbezüge stehen zur Wahl; weiss, grau und schwarz. Das Design wirkt dermassen ruhig, dass man diese übermannshohen Säulen kaum wahrnimmt, bis dann der erste Ton erklingt.
Hinter dem Stoffbezug befinden sich bei der A20 insgesamt 8 (!) Treiber. Vier 20 cm Subbass-Treiber, zwei 16 cm Bässe und zwei Linear-Motion-Transformer geben einem das gute Gefühl, fürs Geld wirklich auch etwas zu erhalten. Das Herzstück bei ROWEN ist natürlich der LMT, der als "hörtechnische" Punktschallquelle schon ab 1000 Hz das Zepter in die Hand oder besser auf die Membrane nimmt. Diese ist aus Papier in einen Halbzylinder geformt und spielt als "offenes" System leichtfüssig bis 28'000 Hz. Der Linear-Motion-Transformer ist die Spezialität des Hauses und wird in Düdingen gefertigt. Aber es gibt durchaus weitere Spezialitäten, welche die Lautsprecher von ROWEN so anders oder auch so besonders machen. Da wäre einmal die geschlossene Bauweise für Bässe und Subbass-Treiber. Seit jeher verzichtete Anton Aebischer für seine Lautsprecher bewusst auf Bassreflex oder andere, Resonanz-behaftete Systeme. Und selbstverständlich ist man auch bei der A20 nicht von diesen Idealen abgewichen.
Die für ROWEN typische Ellipse auf den Bass-Membranen findet man auch auf den 16 cm Bässen in der A20 wieder. Diese Ellipse bewirkt eine sehr hohe Steifheit der Membran aus Karton. Anton Aebischer verwendete schon immer ausschliesslich Basslautsprecher mit Karton-Membranen und verweist auf deren hohe Eigendämpfung und den daraus resultierenden, besonders musikalischen Eigenschaften. Bei den Subbass-Treibern fällt die flache, scheinbar recht schwere Karton-Membran auf. Diese Scheibe bewirkt ein Auskoppeln ab 150 Hz und rückt den Resonanzpunkt der 20 cm Bässe weit nach unten. Die 4 Subbass-Treiber sitzen an den äusseren Enden der Säule, also nahe vom Boden und nahe zur Decke, jeweils vorne und hinten. Diese Anordnung hat einerseits bedeutende Vorteile bezüglich unerwünschtem Anregen von Raummoden. Andererseits erleiden dank dieser Anordnung die 20 cm Subbass-Treiber auch bei hoher Lautstärke und bei extremen Bässen kaum Auslenkung. Das alles garantiert hohe Präzision und somit eine besonders detailgetreue Wiedergabe von Musik.
Selbstverständlich sind die A20 wie alle ROWEN Klangsäulen voll bipolar ausgelegt, strahlen somit das gesamte Frequenzspektrum auf den Hörplatz gerichtet und gleichermassen nach hinten ab. Dank Rundstrahl-Prinzip verhalten sich die Lautsprecher sehr unproblematisch bei einer Platzierung nahe zur Rückwand, da auch der Mittel- und Hochtonbereich als Anteil der Reflektionen homogen zum Direktschall etwas verzögert auf den Hörplatz treffen. Die bipolaren Lautsprecher klingen dadurch sehr offen und hell, nie aber hart oder überzeichnet, wie dies bei Direktstrahlern gerne der Fall ist. Somit müssen keinerlei Kompromisse mit der Direktschall-Linearität getroffen werden, um ungünstigen Platzierungen durch Anheben der Mitten und Höhen vorzubeugen. Die bipolare Abstrahlung führt zu einer sehr hohen Homogenität der Musikwiedergabe und zu einer Verfärbungsreinheit, was wiederum für eine gute räumliche Abbildung zentral ist.
Eine weitere Besonderheit bei ROWEN ist die Option für Aktiv-Technik. Alle kleinen Symphony-Modelle lassen sich konsequent upgraden auf Bi-Active-Technik, bei der Absolute A20 geht dies bis Quad-Active. Also ein Verstärker für die Subbässe, ein weiterer für die Bässe und dann noch zwei Kanäle auf dem LMT. Sie haben richtig gelesen, es sind zwei Verstärker auf dem Linear-Motion-Transformer, wobei eine Wicklung eher die mittleren Frequenzen dominiert, die andere Wicklung den oberen Tonbereich. Hierzu stehen je nach Budget mehrere Varianten von Verstärkern zur Wahl, von einem schmucken PA4 für gerade mal 2500 CHF pro Säule bis zu zwei der beeindruckenden Absolute ONE, die dann mit 13'000 CHF pro Seite zu Buche schlagen. Für die Auftrennung des Musik-Signals in die einzelnen Frequenzbereiche sorgt der mitgelieferte Quad-Active-Crossover, der zwischen Vorverstärker und Endstufen geschlauft wird.
Für unseren Test werden die hohen A20 Klang-Türme von den zwei kleinen PA4 mit Leistung befeuert. Was hier an Druck und Kraft aus diesen unscheinbaren Verstärkern gezaubert wird, ist kaum zu glauben. Man würde diesen gerade mal 21 cm breiten und 7 cm hohen Leichtgewichten niemals so viel Power zutrauen. Da die 4 Kanäle direkt an die jeweiligen Lautsprecher-Treiber verbunden sind, geht letztlich auch nichts auf dem Wege dorthin verloren. Der gesamte Tieftonbereich wirkt ungemein definiert und dazu staubtrocken, es gibt gefühlt keine Grenzen auch zu ultra-tiefen Sub-Frequenzen hin. Ob Kontrabässe, grosse Kirchenorgeln oder groovig tiefe Bässe moderner Elektromusik, die schmucken PA4 haben scheinbar alles ganz fest im Griff und treiben die A20 zu Höchstleistungen an.
Tatsächlich stehen die Lautsprecher direkt vor der Wand mit einem Abstand von gerade mal 20 cm. Die Bodenplatte selbst endet nur 10 cm vor der Rückwand. Das ist sehr nahe, sieht ungemein elegant aus und die Klangsäulen integrieren sich fast unscheinbar in den Wohnraum. Um so mehr überrascht bei dieser Aufstellung, wie luftig und offen die Musik erklingt. Stimmen zum einen stehen klar und deutlich auf einem Platz, handkehrum eröffnet die ungemein dreidimensionale Wiedergabe auch bei grossorchestralen Werken eine authentische Raumabbildung und eine phänomenale Bühnenpräsenz. Hier werden die Vorteile der bipolaren Abstrahlung überdeutlich, ohne jegliche Überzeichnung und völlig ausgewogen werden alle Arten von Musik mit einer beeindruckenden Leichtigkeit, mit schöner Wärme und grossartiger Homogenität durch den gesamten Grundtonbereich lebhaft echt reproduziert.
Was hier an Qualität geboten wird, ist oberste Referenzklasse und muss sich vor keinem Vergleich mit noch so exorbitant teuren Lautsprechern der Highend-Oberliga fürchten. Ganz im Gegenteil; wohl keiner dieser feinen Kontrahenten würde bei einer derart wandnahen Platzierung so ausgewogen performen wie diese A20. Entsprechend empfehlen die Schöpfer typischer Highend-Boxen meist deutlich über einen Meter Abstand zur Wand, um ihre Wandler zum Klingen zu bringen. Die ROWEN A20 hingegen ist explizit erdacht und gebaut für den Wohnraum. Das Resultat ist ein Schallwandler der Spitzenklasse, der sich in allen Musikstilrichtungen absolut wohl fühlt und einem das Konzert dynamisch uneingeschränkt und mit livehaftiger Ambiance nach Hause bringt.
Sind die A20 dann doch zu lang, verweist ROWEN auf die perfekte Alternative mit der A12. Diese unterscheidet sich lediglich dadurch, dass anstelle der vier hier "nur" zwei Subbass-Treiber für Dampf im Frequenzkeller sorgen. Die A12 bringt dann den Haussegen und nebenbei noch das Haushaltsbudget etwas weniger in Schieflage. Wem eine A12 mit 18'000 CHF Paarpreis noch zu kostspielig ist, der muss sich unbedingt die mit 11'000 CHF Paarpreis schon fast als Schnäppchen geltende S12 anhören, die zumindest auf der Vorderseite im Weitesten mit der A12 und der A20 vergleichbar ist.
